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Der städtische Raum fordert stetig die wissenschaftliche Auseinandersetzung und bietet Anlass für die Formulierung strategischer Entwicklungsszenarien.  Als Projektbüro widmet sich stadtregie der Erforschung von aktuellen Stadtentwicklungsthemen und nutzt das generierte Wissen gleichsam zur Erarbeitung  von Stadtentwicklungskonzepten. Basis unserer Arbeit bilden Architektur und Stadtplanung, die wir als interdisziplinäre Handlungsfelder begreifen und mit den Disziplinen der Soziologie, Geographie, Kultur-, Wirtschafts- und Kommunikationswissenschaften in einen kreativen Austausch bringen.

Stadtregie tritt an, um mit Forschung Überblick zu schaffen und urbane Phänomene zu definieren. Im Dialog will Stadtregie die unterschiedlichen Verständnisse von Urbanität verstehen und in den Kontext einer zielorientierten und nachhaltigen Stadtentwicklung übertragen. Die Identifizierung geeigneter Anknüpfungspunkte und Kommunikationsformen ist dabei die Basis, um entsprechende Handlungsstrategien zu ergreifen.

Stadtregie-Themen:

CORPORATE URBAN RESPONSIBILITY

„Corporate Urban Responsibility“ ist ein Bestandteil der „Corporate Social Resonsibility“ (CSR), der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung. „Corporate Urban Responsibility“ bezieht sich auf gesellschaftliches Unternehmensengagement, das auf die Entwicklung städtischen Raumes ausgerichtet ist.

„CSR ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehung mit ihren Stakeholdern zu integrieren. Sozial verantwortlich handeln heißt nicht nur, die gesetzlichen Bestimmungen einhalten, sondern über die bloße Gesetzeskonformität hinaus „mehr“ investieren in Humankapital, in die Umwelt und in die Beziehungen zu anderen Stakeholdern“

(Grünbuch der EU-Kommission, 2001)

„Corporate Social Responsibility“ (CSR) ist vor allem in den USA und Großbritannien schon seit langem Bestandteil einer Übernahme von zahlreichen gesellschaftlichen Aufgaben durch Unternehmen.

Angesichts des fortschreitenden gesellschaftlichen und ökonomischen Strukturwandels, bilden sich zunehmend in Mitteleuropa sowohl unternehmerische Einzelinitiativen wie hybride Akteurskonstellationen aus Staat und Wirtschaft, welche gesellschaftlicheAufgaben übernehmen.

Geprägt werden diese Entwicklungen besonders von einem Wandel der Anforderungen an städtische Räume: Waren städtische Räume unter fordistischen (Arbeits-) Bedingungen auf eine räumliche Homogenisierung und Sicherung sozialer Grundbedürfnisse ausgerichtet (Daseinsvorsorge), streben Städte nun unter postfordistischen Einflüssen nach einer Differenzierung und attraktiven Einzigartigkeit, um sich im globalen Standortwettbewerb und einer durch Tertiärisierung gestiegenen Unternehmensmobilität zu behaupten. Sozialräumliche Komponenten ordnen sich dieser Vorgangsweise unter oder werden in eine zunehmend unternehmerisch, strategische Stadtsteuerung überführt. Für die Stadt als Unternehmensstandort gelten folglich neue Entscheidungskriterien zur Unternehmensansiedlung oder dem Verbleib ihrer produktiven Kräfte: „weiche Standortfaktoren“ gewinnen gegenüber den „harten Standortfaktoren“ an Bedeutung und müssen ausgebaut und kommuniziert werden. Die Bereitstellung qualitativer „weicher Standortfaktoren“ (Soziales Klima, Freizeit- und Kulturangebot, Umweltqualität, Bildung,…) erweist sich für die meisten Städte angesichts ihrer begrenzten finanziellen Möglichkeiten jedoch schwer durchführbar. Dementsprechend werden kooperative Modelle forciert, die Unternehmen als gesellschaftlich engagierte lokale Akteure einbinden. Unter dem Begriff einer territorialen gesellschaftlichen Verantwortung bilden sich somit vermehrt Wachstumsallianzen, die mit verschiedenen Instrumenten Projekte initiieren, welche zum einen lokale Qualitäten aufbauen und Rückbettung zulassen, zum anderen möglichst Image-fördernd global wie lokal für Stadt und Unternehmen wirken sollen. Den Unternehmen wird mit dieser Entwicklung die Möglichkeit eröffnet, neue Kommunikationswege zu Kunden-, Mitarbeitern oder politischen Kräften zu erschließen. CSR-Aktivitäten können somit Bestandteil einer veränderten Thematisierung städtischer Räume und Orientierung sein, aus der auch eine neue Form der Stadtentwicklung unter Einbindung der Unternehmen resultiert.

Die zahlreichen im CSR-Kontext zur Verwendung kommenden Instrumente wirken so verstärkt auf räumliche Entwicklungsprozesse der europäischen Städte.

CSR-Instrumente:

– Public-Private-Partnerships (PPP)

– Corporate Volunteering

– Sponsoring

– Stiftungen

– Spenden

– Cause Related Marketing (CRM)

Mit „Corporate Urban Responsibility“ als unserem primären Arbeits- und Forschungsschwerpunkt bieten wir spezielle Lösungen für öffentliche und private Auftraggeber an.

 

DIGITAL ECONOMIC CHANGE

Digitalisierung und Vernetzung sind die Motoren und Changemaker der aktuellen Stadtentwicklung. Disruptive Technologien und Ökonomien machen Städte neu erleb- und nutzbar, ermöglichen neue Geschäftsmodelle oder fordern neue Formen urbaner Organisation. Wir stellen uns dieser Entwicklung und Herausforderung mit kritisch-wissenschaftlichem Blick und Strategien für zukunftsorientierte Lösungen.

Bald mehr zu diesem spannenden Thema…..

URBAN SUSTAINABILITY & CHANGE

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen bezieht sich auf ökonomische, ökologische wie soziale Dimensionen und ist an komplexe Wandlungsprozesse geknüpft. Viele Maßnahmen wurden in den letzten 2 Jahrzehnten realisiert, um etwa im Bereich des Energiebedarfs Einsparungen zu erzielen oder Energie „sauber“ bzw. regenerativ zu erzeugen (Stichwort „Energiewende“). Ebenso wird dem bedrohlichen Ressourcenverbrauch von Wasser, Bodenschätzen, Agrarprodukten, etc. zunehmend mit nachhaltigen Konzepten entgegengewirkt. Dieser „Change“-Prozess bezieht sich in besonderer Weise auch auf die Produktion und Transformation von Architektur und Stadt. Nachhaltigkeit wird dabei besonders mit technologischen Lösungen verfolgt, etwa effiziente (technische) Infrastrukturen. Soziale Lösungen und entsprechende planungstheoretische Ansätze verbleiben jedoch oft im Hintergrund oder werden in ihrer Bedeutung unterschätzt. Nachhaltigkeitskonzepte sind oft komplex und vielfältig, verfehlen jedoch auch oft Wirksamkeiten aufgrund mangelnder Ganzheitlichkeit. Der Erfolg nachhaltiger Stadtentwicklung ist deshalb auch eine Frage von geeigneten Change Management Prozessen.

stadtregie.de zeigt aktuelle Beispiele der Nachhaltigen Stadtentwicklung, beleuchtet Perspektiven und nimmt an der Debatte über die kritischen Aspekte teil. Ziel ist, technologische und soziale Lösungsansätze zu verknüpfen und damit ganzheitliche Entwicklungen zu fördern.

 

CULTURBANISM

Spätestens seitdem 1985 mit Athen die jährliche Auszeichnung zur europäischen „Kulturhauptstadt“ realisiert wurde, ist die Kultur ein wichtigen Faktor und Förderer moderner Stadtentwicklung. Kultur dient als weicher Standortfaktor im Kontext von Unternehmensansiedlung, als touristische Attraktion und Bestandteil urbaner Lebensqualität. Zahlreiche Kulturbauten und Konzepte für eine urbane Kulturinfrastruktur konnten in den letzten 20 Jahren verfolgt werden und dienten oftmals als Rezept zur Stärkung oder Reparatur strukturschwacher Stadtzonen. Das Guggenheim Museum in Bilbao prägte den Begriff des „Bilbao Effektes“, im Ruhrgebiet wurden Gebiete ehemalige Schwerindustrie zu Standorten einer neuen Kulturindustrie. Allerdings wurde der Trend vielerorts überreizt. Viele kulturelle „Leuchtturmprojekte“ wurden überdimensioniert und Geld für Inhalt und Unterhalt fehlt, Prognosen über Besucherzahlen werden nicht erfüllt. Gleichsam werden durch sogenannte „Hochkultur“ Mittel gebunden, die das Überleben der kleinen Akteure erschweren und damit spezielle kleinteilige Stadt-Charaktere gefährden. Ebenso wirkt die kulturelle Entfaltung auch ambivalent im Kontext von Gentrifizierungsprozessen –teilweise als verantwortlicher Motor.

stadtregie.de beobachtet Formen des culturbanism, begründet und analysiert die Bezüge zur Stadtentwicklung und stellt die Akteure vor. Ein besonderer Fokus richtet sich dabei auf die Darstellung und Untersuchung von stadtstrukturellen Diskussionen, insbesondere auch von privaten versus öffentlichen Interessen.

 

TOURBANISM

tourism & urbanism = tourbanism

Der Tourismus ist ein Produkt der Moderne, ein Phänomen der Industriegesellschaft. Gleichzeitig zur Entfremdung in den Städten wuchs der Wunsch nach einem vermeintlich authentischen Refugium in einer weitgehend unberührten Landschaft. Dieser idealisierte Blick auf die Landschaft – und die in ihr „eingebetteten“ Bauten – wurde von wohlhabenden Städtern konstituiert, die sich zuerst auf Sommerfrische in die nahe gelegenen Voralpen oder auf den Spuren kolonialistischer Abenteurer, Handelsreisender, Missionaren und Pilgern in die ganze Welt aufmachten.

Die Bilder und Erzählungen die sie von ihren Reisen mitbrachten, haben wiederum die Erwartungshaltung der nachfolgenden Bevölkerungsschichten dominiert. Die zunehmend erschwinglichen Mittel der Mobilisierung (Eisenbahn, PKW, Flugzeuge) haben die einst elitäre Stadtflucht in ein Massenphänomen verwandelt, dessen baulichen Ausformungen (Autobahnen, Flughäfen, Hotelburgen) vielfach in scharfem Kontrast zu den einstigen Mythen des Authentischen stehen. Als der moderne Massentourismus in den 1950/ 60er Jahren entstand, wurden somit zunehmend städtische (Infra-) Strukturen auf die sich entwickelnden Urlaubsregionen übertragen.  Die zahlreichen Ausformulierungen touristischer Aktivitäten sind so zu raumbestimmenden Faktoren geworden, die oft diskussionswürdige Qualitäten inszenieren.

 

Die Stadt hat sich in den letzten Jahren von einem Ort der Flucht, bedingt durch einen Wandel der Produktionsweisen und Gesellschaftsstrukturen, zur touristischen Destination entwickelt. Durch postmoderne und postfordistische Reisemotivationen, neue Erlebnisqualitäten und nicht zuletzt aus Marketingstrategien, entschwundene Areale industrieller Produktion neuen Nutzungen zuzuführen, hat sich die Tourismusindustrie den städtischen Raum erschlossen.

 

Stadtregie empfiehlt:

  • „Saison Opening“,Zinganel/ Albers/ Hieslmair/ Sagadin, Frankfurt Main, Revolver Verlag 2006

Unsere Vorträge zum Thema:

–  „Saisonstadt“, über saisonale Infrastrukturen und alpine

Arbeitsmigration im Tourismu

–  Europäische Kulturhauptstädte als Instrument der

Stadtentwicklung und Tourismusförderung

– „Dark Tourism“

– „Diaspora-Tourism“

–  Tourismus-Architekturen

–  TV-Serien als Form touristischer Sehnsuchtsproduktion

–  Produktion und Tourismus

–  Tourist-Mapping

–  Visuelle Kommunikation & touristische Zeichensysteme

 

SPORT- & EVENTURBANISM

Die zunehmende Entwicklung einer Freizeit- und Erlebnisgesellschaft hat neue funktionale Anforderungen an die Stadtentwicklung gestellt. Unter der Überschrift „Event-Stadt“ oder anderen Titeln haben zahlreiche Beobachtungen der Stadtforschung seit den 1980er

Jahren diesen Trend und bezeichnenden Charakter der postfordistischen und postmodernen Stadt analysiert und aufgezeigt. Die Durchführung von Events, etwa im Sport- oder Kulturbereich, hat sich an das Ziel vieler Konzepte des Stadtmarketings und der Stadtentwicklung gestellt.

Städte feiern Feste! Weltausstellungen, Olympische Spiele und Weltmeisterschaften, Kultursommer, Theater-, Musik-, Filmfestspiele und sonstige Kultur-Festivals, Gartenschauen und runde Geburtstage. Immer mehr Städte sehen hier die Möglichkeit, das mediale Interesse auf sich zu ziehen, dabei werden kampagneartig Gelder, Menschen und Medien auf ein möglichst klar umrissenes Ziel hin mobilisiert. Die Kampagnen sind meist zeitlich befristet, das Ereignis räumlich begrenzt und inhaltlich auf ein massenwirksames Thema fokussiert. Nun sind solche Feste nicht neu; schon immer wurden Stadtfeste und ähnliches gefeiert; neu ist aber die Art der Kopplung von Events an stadtpolitische Überlegungen und die Instrumentalisierung im Rahmen der Stadtentwicklung. So werden zum Beispiel große Entwicklungshoffnungen in die Gastgeberstädte von Olympischen Spiele oder Kulturhauptstädten gesetzt.

 

„One of the main inputs the Olympic Games and other mega-events are assumed to have on their host cities is in terms of the short- and long-term economic impact of the event on the flow of tourists into the city, and also the long-term cultural impact of the event on the image of the city nationally and internationally by potential tourists and private sector decision-makers and investors.“

 (Maurice Roche, mega events and modernity 2000, S.140)

 

Dementsprechend haben sich solche Veranstaltungen zu Mega-Events entwickelt, die aus dem Anspruch auf Einmaligkeit alle Kräfte der Städte auf sich konzentrieren, um medienwirksam spektakulär und stadtentwicklungspolitisch effektiv in Erscheinung zu treten. Dazu kommt, dass die politischen Vertreter der Städte über diese Aktivitäten Legitimation suchen. Entsprechend haben sich viele Städte darauf konzentriert medien- und imagewirksame Gebäude und freizeitorientierte Infrastrukturen zu produzieren. Kultur und Architektur werden so als ökonomischer Faktor zu Symbolen und Elementen neuer Wachstumsstrategien, sie lösen verblasste (fordistische, technische) Fortschrittssymbole, etwa Industrieanlagen, Atomkraftwerke oder Autobahnen, die an Bedeutung und Akzeptanz (etwa wegen Umweltschädigung) ab oder verknüpfen Alt und Neu als Identitätsstiftende Kombination von Tradition und Innovation städtischer Weiterentwicklung. Gerade an den Standorten vormaliger fordistisch industrieller Produktion, den innerstädtischen Problemgebieten, wurden seit den 1980er Jahren vielfach Umprogrammierungsmaßnahmen umgesetzt.

 

Stadtregie empfiehlt:

 

“Competition for Play“, Olympische Spiele als Instrument der Stadtentwicklung, Athen 2004, Diplomarbeit, Hans-H. Albers, TU Graz 2004

 

CORPORATE ARCHITECTURE & URBANISM

Unternehmen, Architektur und Städtebau sind seit jeher miteinander verbunden. Dabei haben sich die gegenseitigen Ansprüche und Wechselwirkungen im gemeinsamen Fortschritt gestalterisch manifestiert. Im beginnenden Industriezeitalter wurden die neuen technischen Entwicklungen mit ornamentaler Gestaltung geschmückt. Die Moderne übertrug das Maschinenhafte als klare Gestaltungsform auf die Architektur. Haute wird Unternehmensarchitektur in einem postindustriellen Kontext realisiert; Transparent, Flexibilität, Offenheit und Marken-Kommunikation werden gestalterisch umgesetzt – dazu addieren sich Nachhaltigkeitsanforderungen . Auf städtebaulicher Ebene sind Unternehmen zunehmend im Kontext einer „urbanisierten Ökonomie“ aktiv, sie stellen sich etwa als aktiver Quartiersakteur dar oder bieten privat-öffentlichen  Raum an. Vermehrt tritt „corporate urbanism“ dort auf, wo die öffentliche Stadtentwicklung durch private oder kooperative Entwicklungen ersetzt oder ergänzt wird.

Stadtregie stellt Phänomene dieses besonders vielschichtigen Themenfeldes vor und analysiert hinsichtlich ihrer sozialstrukturellen Konsequenzen und Akteursinteressen.